Offener Brief an den Präsidenten des Deutschen Imkerbundes (D.I.B.)

22. September 2021

AN:

Deutscher Imkerbund e.V.
z.H. Präsident Hr. Ellmann

Sehr geehrter Herr Ellmann!

Wir, die Mitglieder des Imkerverein „Paul Koch“ Haldensleben e.V.; sind ein alter Verein. Gegründet am 10.August 1901 in Planken (bei Haldensleben). Von 12 Gründungsmitgliedern auf 129 Mitglieder angewachsen im August 1989. Dann auf 22 Mitglieder 1992 abgesackt und auf einen heutigen Stand von 110 Mitgliedern angewachsen.

Im Verein sind unter anderem, 2 Imkermeister mit Ausbildungsberechtigung, 3 Imkergesellen mit Facharbeiter Brief, 1 Imkerkollege mit 98 Jahren und einer Vereins-Mitgliedschaft von 74 Jahren, sowie ein 12jähriger mit einer Mitgliedschaft von 10 Jahren. Unser Durchschnittsalter liegt bei 56 Jahren. Der Verein verfügt über 4 AGs die sich der Carnica Zucht, der Buckfast Zucht, der Mellifica Zucht und der historischen Bienenhaltung, verschrieben haben.

Unser Verein bietet verschiedene Schulungen an. Seit 2007 Jungimkerschulungen, Honigschulungen, Schulungen zum Arbeiten mit dem Mini Plus und der Königinnenvermehrung, sowie arbeiten mit historischen Bienenbeuten. So haben seit 2007 an den Schulungen rund 1800 Personen teilgenommen. Die Teilnehmer kamen bisher aus Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg, Berlin, Mecklenburg Vorpommern, Niedersachsen, Hessen und Nordrhein-Westphalen

Neben diesen Aktivitäten gibt es 4 Schulimkereien, 1 Inklusionsgruppe und eine Schauimkerei in der bereits mehr als 8600 Kinder zu Gast waren. Seit dem Jahre 2001 führen verschiedene Mitglieder regelmäßig und unregelmäßig den Tag der Offenen Imkerei durch. Ebenso werden auch verschiedene Imkerjubiläen öffentlich durchgeführt. Auf Stadtfesten, Hoffesten, Kirchweihfesten, Erntedankfesten usw. sind wir auch jedes Jahr präsent.

In Zeiten von CORONA bieten wir jeden Mittwoch einen Online Stammtisch an. Ältere Kollegen werden meistens von anderen Kollegen zum Online Stammtisch in ihrer Wohnung besucht, so sind auch ältere Kollegen nicht abgehangen. Es gibt eine Whats Up Gruppe und Rundmails. Direkte Telefonate mit den Mitgliedern sind an der Tagesordnung. Kurze Infos per Postkarten werden auch versendet.

Warum diese Aufzählung und diese Beweihräucherung? Damit Sie einen kurzen Einblick in unsere Aktivitäten haben. Die Mitglieder des Imkervereins sind mit einigen Arbeiten des Deutschen Imkerbundes e.V. so sehr unzufrieden, dass man über einen Ausstieg aus dem Deutschen Imkerbund nachdenkt.

Problem Nummer 1.:

DIB Aktuell Juli 3/2021 Seite 18 „Austausch mit Lizenz-Abfüller in München“
Mit der Gründung des DIB und der Einführung des Gewährverschlusses für „Echten Deutschen Honig“ wurde den Mitgliedern ein einmaliges Instrument der Direktvermarktung an die Hand gegeben. Bereits der Namensgeber unseres Imkervereins, Imkermeister Paul Koch, vermarktete seinen Honig vor 1949 im Deutschen Imkerbund Glas.
Mit der Einführung, den Abfüllern die Lizenz für den Gebrauch des Gewährverschlusses zu geben, mag in einer früheren Zeit gut gewesen sein. In der heutigen Zeit von Honigverfälschungen und globalem Honighandel ist dieses Instrument fehl am Platz. Es gibt genügend Beispiele, wo treue Honigkunden dem DIB-Glas nicht mehr vertrauen. Und diese Aussage sollte eigentlich auch in Wachtberg angekommen sein. Was soll man einem Kunden bei einen so großen Vertrauensverlust erwidern, wenn selbst Vorstandsmitglieder des DIB und einige Landesvorsitzende auf das DIB Glas verzichten oder es sogar ablehnen?

Wenn es wie immer nur um das Geld gehen sollte, wären die meisten Mitglieder bereit ihren Beitrag für den DIB zu erhöhen. Die Rede ist von 10,-€ – 18,-€. Aber nur unter der Voraussetzung, dass der Gewährverschluss nur den produzierenden Imkern vorbehalten ist.

Problem Nummer 2:

Die Zunahme der Wachsverfälschungen
Seit dem nachweislichem Fakewachs der Firma Kellmann aus Stendal aus 2012 und den folgenden Verfälschungen ist bis auf einen runden Tisch 2017!!!! NICHTS passiert. Bienenwachs als erstes Behältnis für Bienenhonig unterliegt bis heute keinem Schutz. Hat man Angst sich der Situation zu stellen? Honiglagerbehälter müssen ein Zertifikat vorweisen, Bienenwachs nicht? Vor allem ist dies kein neues Problem. 1912 wurde in einem Artikel der Leipziger Bienenzeitung bereits über Bienenwachsersatz berichtet. Um 2010 wurden Mittelwandproduzenten im Bienenjournal befragt, (nach vermehrten Meldungen von Wabenbruch im Bienenvolk) ob sie dem Bienenwachs etwas beimischen. Zwischen 10%-15% Paraffin teilten die Produzenten damals freimütig mit. Damit erhält man eine stabilere Mittelwand, so die Hersteller. Dies ist ein Betrug und wurde bis heute nicht strafrechtlich verfolgt.

Problem Nummer 3:

Der Kampf um Glyphosat und andere landwirtschaftliche Umweltgifte
Warum wird der Druck seitens des DIB nicht stärker ausgebaut? Es gibt genügend Gutachten die dem Verbot von Glyphosat beistehen. Auch wenn jetzt aktuell ein Gericht darüber entscheiden soll, wer Schuld an der Verunreinigung von Honig mit Glyphosat trägt, sollte der Deutsche Imkerbund Position für die Imker ergreifen. Diese Position FEHLT.

Problem Nummer 4:

Der Imkerführerschein
Wie oben ausgeführt, führen wir für den Imkerverein und darüber hinaus Neuimkerschulungen durch. Mit 2 Imkermeistern mit Lehrbefähigung und weiteren geschultem Personal (Berufschullehrern für Obstbau, Amtstierarzt mit Lehrbefähigung, Juristen) ist bei uns die Jungimkerschulung auf starken Schultern aufgestellt. Leider ist dies nicht überall so. Viele Jungimker kommen aus anderen Schulungen in unsere Kurse und erzählen teilweise haarsträubende Anekdoten aus ihren ersten Schulungen. Warum kann der DIB nicht ein vernünftiges Netz an Wanderlehrern (wie in Österreich) aufbauen oder wenigstens unterstützen? Es gibt keinen ordentlichen Ausbildungsplan. Unseren Ausbildungsplan haben wir 2016 im Verband vorgestellt. Es beinhaltet ein Ausbildungskonzept von insgesamt 80 Unterrichtsstunden, aufgeteilt auf 7 Module.

Wir wissen auch wie STARK unser Imkerbund ist und was man mit dieser Stärke erreichen kann. Nur LEIDER sind bisher viele Punkte auf der Agenda des Deutschen Imkerbundes nicht ausreichend oder gar nicht umgesetzt worden. Über eine Antwort oder über einen Besuch würden sich die Mitglieder des Imkervereins „Paul Koch“ Haldensleben e.V. freuen.

Mit imkerlichem Gruß im Namen der Mitglieder

Ralf Bertram, 1. Vorsitzender Imkerverein „Paul Koch“ Haldensleben e.V.