Bienenkörbe traditionell und mit handwerklichem Geschick reparieren

Bienenkörbe traditionell und mit handwerklichem Geschick reparieren

Von Haiko Kuntze

Bereits zum zweiten mal trafen sich die Junior-Ranger des Drömlings und Interessierte zu diesem Projekt. Leider konnten diesmal aufgrund der Corona Beschränkungen unsere Mitstreiter von der Lebenshilfe und den Neinstedter Anstalten nicht dabei sein.

Und noch etwas war anders: Ein Kamerateam vom MDR begleitete uns, um bei MDR Sachsen-Anhalt-Heute zu berichten.


Station 1 ist die Galloway Rinderherde von Jörg Lauenroth-Mago in Rätzlingen. Bewaffnet mit Schippen und Eimern haben wir es auf den Kuhdung abgesehen. Der frische Kuhdung von Weidekühen wird traditionell für die Konservierung von Bienenkörben verwendet. Jörg lotst uns mit seinem Kennerblick zu den frischen Haufen. Bei seiner Begeisterung für die Fladen verdrängt man schnell, das es sich um Kuhscheiße handelt. Vielmehr ist es fein zermahlenes und durch die 4 Kuhmägen fermentiertes Gras. Je breiiger (wir würden Durchfall sagen) um so besser. Dieser grüne Brei wurde von den Korbimkern „Maibutter“ genannt. Das besondere an Jörg’s Kühen ist, dass sie in seinem Demeter-Betrieb frei von Medikamenten gehalten werden. Das ist eine gute Voraussetzung für unsere Arbeit an den Bienenkörben.

Station 2 findet auf dem Hof von Manja und Haiko Kuntze in Berenbrock statt. Haiko ist Hobbyimker und interessiert sich für diese Art der naturnahen Behausung für Bienen und die dahinter steckende alte Tradition. „Eigentlich haben wir 2 Stationen übersprungen!“, erzählt er. Aber fürs Fernsehen kann man das schon mal machen. Wichtige Voraubeiten des Bienenkorb-Flechtens fehlen diesmal. Dies geht folgendermaßen vor sich:

Von Januar bis März werden Weidenruten geschnitten. Da stehen sie gut im Saft und sind besonders biegsam. Mit einem speziellen Werkzeug, dem „Ziegenfuß“, werden die Ruten gedrittelt, mit einem Messer geglättet und über eine Rundung geschmeidig gemacht. Mit diesen Ruten wurden früher diese Strohkörbe gebunden und bei Bedarf repariert. Das haben Sabine Wieter und Nicole Eckhardt vom Biosphärenreservat Drömling, Kristin Klatt, Mitarbeiterin der Neinstedter Anstalten, Imkermeister Ralf Bertram und weitere Teilnehmer unter Anleitung von Haiko schon beim letzten Treffen im Februar erfolgreich umgesetzt …

Jetzt im Juni haben wir als Ersatz Peddigrohr-Flechtbänder genommen. Die lassen sich gut lagern und das ganze Jahr über verarbeiten. Kleine Schadstellen werden geklammert. Das zeigt die erfahrene Sabine, unsere Jungimkerin, und Junior-Rangerin Emyli. Größere Schadstellen sind meist am Flugloch oder am Korbboden. Hier profitiert Kristin von der Reparatur ihres eigenen Korbes und zeigt Neuling Bogumila Jacksch, wie es geht. Die Bereiche werden komplett neu mit Flechtmaterial gebunden. Löcher im Strohkorb werden wieder mit Roggen-Langstroh aufgefüllt und umwickelt. Dieses Langstroh zu bekommen ist besonders schwer, weil die Halme immer kürzer gezüchtet werden. Ein großer Dank gilt hier Sabiene Bergmann von der Sabienenimkerei aus Paderborn für das ungespritzte Demeter-Roggenstroh.

Nun sind die Bienenkörbe fertig geflochten und können weiterverarbeitet werden.

Es geht endlich los mit der Kuhschei…

Vorher schauen wir die fertig präparierten Körbe vom letzten Mal an. Jeder darf an der getrockneten Maibutter riechen. Das Nase-Rümpfen verzieht sich und der Geruch zaubert ein Lächeln ins Gesicht. Die stinken ja gar nicht. Was ist das? Einmal am Wiesenheu riechen bringt die Erklärung. Der getrocknete Kuhdung riecht nach frischem Wiesenheu mit einer leicht nussigen Note. Haiko zeigt noch einmal, worauf es ankommt. Schön die Zwischenräume zuschmieren und besonders den unteren Ring, der so anfällig ist, mit Maibutter beschmieren. Heute sind Sabine und Kristin mutig und lassen die Handschuhe weg. Auch Emmi ist schnell mit der Hand im Eimer und beschmiert gleichmäßig den Korb. Mila, die anfangs schon beim Zuschauen die Nase rümpft, zieht sich ein Handschuh über und reiht sich in das Gekicher und Gelache ein und ist mit viel Spaß dabei.

Während die Körbe absonnig trocknen, finden sich alle bei Kaffee und Kuchen unter dem Pavillon ein. Manja hat gebacken. Wir philosophieren, ob es denn noch Maibutter heisst, oder ob es heute am ersten Juni schon „Juni-Butter“ ist.

Es ist ein tolles Erlebnis die Körbe zu reparieren. Aber noch viel spannender ist es mit dem Filmteam (Moderation und Regie Carina, an der Kamera Holger und für den Ton zuständig der Jörg). Die werkeln die ganze Zeit so dezent im Hintergrund, dass man sie oft nicht bemerkt. Jetzt kommen wir alle ins Fernsehen 🙂

Während ich (Haiko) hier die Zeilen aus der Vogelperspektive niederschreibe, habe ich diesen tollen Tag wieder vor Augen. Den warmen Pfingstmontag, den Geruch, die herzlichen Menschen, die sich mit einem Buch, welches schon lange auf meinem Wunschzettel stand, bei mir anschließend bedankten.

Lieben Dank dafür!
Haiko Kuntze